Im wahrsten Sinne des Wortes: „Ein Ritt durch die Hölle“
Salzkammergut Trophy Individuell am 18. Juli 2020 in Bad Goisern
Kein Podestplatz, aber als jüngster Teilnehmer mit Platz 12 Gesamt das „Ziel“ erreicht
Bericht von Teamfahrer Carlo der SIG Koblenz MTB Racing:
„Abholung der Startunterlagen am Freitag mit Mundschutz und mit einem Meter Distanz, jegliche Kommunikation mit anderen Teilnehmern war untersagt, am race day durfte kein Starter vor der vorgegebenen Check-In-Zeit das Startgelände beim Kurpark betreten, es gab keine Zuschauer am Start und auch keinen Startschuss, neutralisierte Zubringerstrecken, keine gesperrten Wertungsetappen, aber wie es bereits bei der Salzkammergut Trophy Tradition ist – Regen, in einem Ausmaß, das man sich kaum vorstellen kann und das bei Temperaturen stellenweise unter 10 Grad.
Mit der Startnummer 1044 checkte ich um 05:11:15 Uhr zur im Allgemeinen noch nachtschlafenden Zeit ein. Mit einem Abstand von 15 Sekunden wurden die Starter/Innen der A–Distanz mit 180 km, 6000 hm, 7 Stages und 27 Checkpoints auf die Strecke geschickt. Bereits klatschnass erfolgte im stockdunkeln auch mein Start pünktlich um 05:14:15 Uhr. Und es schüttete unerbittlich weiter. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Na ja, ich bin ja robust, wird schon werden, da muss ich jetzt durch. Nach ein paar Metern standen dann doch einige Zuschauer in gebührendem Abstand an der Strecke, die es sich nicht nehmen ließen, uns anzufeuern. Spätestens ab jetzt war ich alleine auf mich gestellt. Den schwarzen Pfeilen folgend, ging es für mich neutralisiert auf öffentlichen Straßen und Zubringerwegen in einer traumhaft schönen Gegend, vorbei an zahlreichen Seen, zu den 7 Wertungsprüfungen. Dank der frühen Morgenstunde und dem Regen waren zum Glück nicht viele Wanderer und Urlaubsbiker unterwegs, sodass ich es sogar, mitten durch eine Kuh Herde, die ersten Wertungsprüfungen „fliegen“ lassen konnte. Zwischenzeitlich traf ich auch auf Starter anderer Distanzen und es gelang mir, mich einer kleinen Gruppe anzuschließen. Von da an hatte ich dann doch das Feeling an einem „echten“ Marathon teilzunehmen. Auf der nächsten Wertungsetappe bekam ich dann die Unberechenbarkeit der Natur hautnah zu spüren. Ein überdimensionaler Felsbrocken, unter dem man ein Fahrrad hätte verstecken können, war über die Strecke abgegangen. Als einer der letzten Fahrer durfte ich zum Glück unter der Aufsicht der Bergwacht noch auf der Originalstrecke weiterfahren und bekam so die komplette Strecke in meinen Waden zu spüren. Die restlichen Fahrer wurden auf eine kürzere Strecke umgeleitet. Bis hierher hatten es bereits viele Teilnehmer nicht mehr geschafft und waren ausgestiegen.
Doch, es wäre zu schön gewesen, auf einmal war kein Wegweiser mehr da. Da hatten wohl Souvenirsammler das Schild entfernt.
Weiterhin nur grau in grau hatten die Wertungsprüfungen, insbesondere die Bergabfahrten bei mir bereits ihre Spuren hinterlassen. Zitternd fieberte ich dem nächsten Betreuungspunkt entgegen in der Hoffnung, das Trikot wechseln zu können. Und tatsächlich, am Salzberg stand meine Crew mit allem parat. Hinter vorgehaltenem Badetuch wechselte ich komplett die Garnitur. Selbst wasserdichte Socken mussten her. Nur mit fremder Hilfe kam ich überhaupt aus den Klamotten raus und wieder rein. Alleine keine Chance. Mit warmem Tee im Bauch und aufgefülltem Speicher, ging es den steilen Berg zur härtesten Wertungsprüfung hoch. Durch des Teufels Tunnel und Felsbögen, vorbei an Felsüberhängen und Felswänden, kletterte ich Meter um Meter zur höchsten Stelle, der sich eine rasante Abfahrt anschloss. Konkurrenten der A-Distanz sah ich hier keine mehr. Für mich hieß es jetzt die letzten Wertungsetappen anzugehen. Danach ging nichts mehr. Zum Glück stand wieder mein Betreuerteam am offiziellen Verpflegungspunkt. Auch wenn ich durch einen weiteren Stopp Zeit einbüßte, es musste sein. Ausziehen, abtrocknen, in Decken gehüllt aufwärmen und frische Montur anziehen, nur dadurch gelang es mir die letzten Checkpoints anzufahren.
Ein total erhebendes Gefühl überkam mich, als ich den letzten erreicht hatte.
Mit meinem erreichten Ergebnis bin ich, unter den an diesem Tag vorherrschenden extremen Bedingungen, mehr als zufrieden, da lediglich 17 von den insgesamt gestarteten Fahrern durchgekommen sind. Sicherlich wird es nicht dabei bleiben, da bei besseren Voraussetzungen andere Zeiten gefahren werden. Auch wenn witterungsbedingt nicht optimal, war es auf jeden Fall ein super Höhentraining, mit ganz viel gemachten Erfahrungen.
Da die Salzkammergut Trophy Individuell zur MTB series zählt, konnte ich mir zudem auch ein paar Pünktchen einfahren.
Danke an mein Betreuerteam Ellen, Ernst und Mitbetreuerin Eline sowie Loris, der auch meine Bilder schoss. Ohne eure Unterstützung hätte ich wahrscheinlich den letzten Kontrollpunkt nicht erreicht.
Ich bereits unter der warmen Dusche, mussten meine Betreuer Ellen und Ernst noch einmal ausrücken, um das aus der Hektik heraus vergessene bewährte Serviceschild zu holen.“
Als nächstes stehen die Teamfahrer/Innen der SIG Koblenz MTB Racing im Großaufgebot bei der 18. SIGMA Sport Challenge in Neustadt a.d.W. am Wochenende 08./09.08.2020 am Start.